Die 7 größten Irrtümer bei Management Buyouts - Was ich aus 80+ MBO-Begleitungen gelernt hab

Die 7 größten Irrtümer bei Management Buyouts - Was ich aus 80+ MBO-Begleitungen gelernt hab

Letzte Woche erhielt ich einen Anruf, der mich zum Schmunzeln brachte: Ein Geschäftsführer wollte "schnell mal" den Management Buyout seines Unternehmens durchziehen - am besten binnen sechs Wochen, weil der Eigentümer bereits einen anderen Käufer in der Pipeline hatte. "Das schaffen wir doch locker, oder?", fragte er mich voller Optimismus.

Als Gründer von ExitBuddies und nach über 80 begleiteten MBO-Transaktionen im deutschen Mittelstand kenne ich solche Situationen zur Genüge. Die Realität ist: Management Buyouts sind komplexe Transaktionen, die durchschnittlich 12-18 Monate dauern und zahlreiche Fallstricke bergen. Meine These ist klar: Die meisten gescheiterten MBOs hätten vermieden werden können, wenn die Beteiligten die typischen Irrtümer gekannt hätten.

Wie ich bereits in meinem ausführlichen Guide zu Management Buyouts detailliert erklärt habe, liegt die Erfolgsquote bei professionell begleiteten MBOs bei über 80%. Doch welche Denkfehler führen am häufigsten zum Scheitern? Aus meiner Beratungspraxis habe ich die sieben kritischsten Irrtümer identifiziert.

Irrtum 1: "Wir kennen das Unternehmen bereits - eine Due Diligence brauchen wir nicht"

Dies ist der häufigste und gefährlichste Irrtum. Ein Maschinenbau-Geschäftsführer sagte mir einst: "Ich führe das Unternehmen seit 15 Jahren - was soll ich noch prüfen?" Drei Monate später entdeckten wir Altlasten in Höhe von 2,3 Millionen Euro, die das Management nie auf dem Schirm hatte.

Aus meiner Erfahrung übersehen Führungskräfte als "Innentäter" oft kritische Aspekte: versteckte Verbindlichkeiten, rechtliche Risiken oder strategische Schwächen, die aus der operativen Perspektive nicht sichtbar sind. Laut einer aktuellen KfW-Studie scheitern 25% aller Nachfolgeregelungen an unentdeckten Risiken.

Mein Praxis-Tipp: Führen Sie immer eine strukturierte "Management-Due-Diligence" durch - auch wenn Sie das Unternehmen zu kennen glauben. Externe Berater entdecken oft blinde Flecken, die Ihnen als Insider verborgen bleiben.

Irrtum 2: "Der Kaufpreis ist verhandelbar - erstmal zusagen und später runterhandeln"

Ein klassischer Fehler: Das Management gibt vorschnell ein Kaufpreisindikativ ab, ohne fundierte Bewertung und Finanzierungskonzept. Bei einem IT-Dienstleister führte dies beinahe zum Scheitern des gesamten MBOs.

Der Geschäftsführer hatte 8 Millionen Euro geboten - basierend auf einem "Bauchgefühl". Die spätere Bewertung ergab jedoch nur 5,5 Millionen Euro als realistischen Wert. Der Eigentümer fühlte sich getäuscht, das Vertrauen war beschädigt. Nur durch eine kreative Earn-Out-Struktur konnten wir den Deal noch retten.

Die Realität: Kaufpreisverhandlungen sind kein Basar. Seriöse Indikativgebote basieren auf fundierten Bewertungen und gesicherten Finanzierungskonzepten. Wie das Handelsblatt kürzlich berichtete, scheitern 35% aller MBO-Verhandlungen an unrealistischen Preisvorstellungen.

Irrtum 3: "Eigenkapital ist überbewertet - die Bank finanziert schon"

"Warum soll ich mein Erspartes riskieren, wenn die Bank 80% finanziert?", fragte mich ein Automobilzulieferer-Geschäftsführer. Dieser Denkfehler führt regelmäßig zu gescheiterten Finanzierungsrunden.

Banken erwarten beim MBO typischerweise 25-40% Eigenkapitalquote, wobei das Management mindestens 5-15% des Kaufpreises persönlich einbringen muss. Dies signalisiert Commitment und Risikobereitschaft. Bei einem Logistikunternehmen mit 12 Millionen Euro Kaufpreis musste das Management 1,8 Millionen Euro aufbringen - deutlich mehr, als ursprünglich geplant.

Ein konkretes Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein Handelsunternehmen-MBO scheiterte zunächst, weil das Management nur 200.000 Euro Eigenkapital bei einem 6-Millionen-Deal einbringen konnte. Erst durch die Einbindung von Business Angels und ein gestaffeltes Beteiligungsprogramm wurde die Finanzierung möglich.

Irrtum 4: "Wir brauchen keine externen Berater - das sparen wir uns"

Falsche Sparsamkeit an der falschen Stelle: MBO-Beratungskosten liegen typischerweise bei 3-5% des Transaktionsvolumens, können aber Millionen an Fehlern verhindern. Eine BVK-Analyse zeigt: Professionell begleitete MBOs haben eine 3x höhere Erfolgsquote.

Bei einem Metallverarbeitungsunternehmen wollte das Management 150.000 Euro Beratungskosten sparen. Resultat: Eine steuerlich suboptimale Struktur kostete sie später 400.000 Euro zusätzlich, und rechtliche Mängel führten zu monatelangen Verzögerungen.

Meine These: Gute MBO-Berater zahlen sich mehrfach aus - durch Steueroptimierung, bessere Finanzierungskonditionen und Risikominimierung.

Irrtum 5: "Der Finanzinvestor ist nur Geldgeber - mehr Mitsprache brauchen wir nicht"

Ein fataler Denkfehler: Private Equity-Partner sind aktive Investoren mit klaren Renditeerwartungen und Mitspracherechten. Bei einem Maschinenbauunternehmen führte dies zu monatelangen Konflikten zwischen Management und Investor.

Das Management hatte einen "stillen" Partner erwartet, bekam aber einen aktivistischen Investor, der monatliche Reportings, Beiratssitzungen und strategische Neuausrichtungen forderte. Die Chemie stimmte nicht, und nach zwei Jahren musste eine Trennung organisiert werden - kostspielig für alle Beteiligten.

Praxis-Tipp: Wählen Sie Ihren Finanzpartner nicht nur nach dem Preis, sondern nach kultureller Passung und gemeinsamer Strategie-Vision. Führen Sie ausführliche "Management Presentations" durch, bevor Sie sich entscheiden.

Irrtum 6: "Mitarbeiter erfahren vom MBO erst nach dem Closing"

Kommunikation ist erfolgskritisch, wird aber oft vernachlässigt. Ein Beispiel: Bei einem Softwareunternehmen erfuhren die Mitarbeiter durch Zufall vom geplanten MBO. Gerüchte kursierten, Schlüsselkräfte kündigten, und der Unternehmenswert sank binnen Wochen.

Laut einer aktuellen IHK-Studie zur Unternehmensnachfolge sind mangelnde Kommunikation und fehlendes Change Management für 40% aller gescheiterten Nachfolgeregelungen verantwortlich.

Erfolgsstrategie: Entwickeln Sie einen strukturierten Kommunikationsplan für alle Stakeholder - Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten. Transparenz schafft Vertrauen und sichert die Kontinuität.

Irrtum 7: "Nach dem Closing läuft alles wie vorher weiter"

Der größte Irrtum: Nach dem MBO ist nichts mehr wie vorher. Sie sind nicht mehr angestellter Manager, sondern Unternehmer mit voller Verantwortung und Haftung. Bei einem Einzelhandelsunternehmen unterschätzte das Management diese Transformation komplett.

Plötzlich mussten sie Gesellschafterversammlungen organisieren, Investoren reporten, strategische Entscheidungen mit dem Beirat abstimmen und gleichzeitig das operative Geschäft führen. Die psychische Belastung war enorm, und nach einem Jahr benötigte der Geschäftsführer professionelles Coaching.

Ein konkretes Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein erfolgreiches Familienunternehmen im Anlagenbau wurde vom Management übernommen. Sechs Monate später rief mich der neue Geschäftsführer-Gesellschafter verzweifelt an: "Ich bin völlig überfordert - plötzlich bin ich für alles verantwortlich." Durch strukturiertes Leadership-Coaching und die Implementierung professioneller Governance-Strukturen stabilisierte sich die Situation.

Erfolgreich durch Vorbereitung und professionelle Begleitung

Diese sieben Irrtümer kosten jährlich Millionen und verhindern erfolgreiche Unternehmensnachfolgen. Aus meiner Erfahrung sind 90% aller MBO-Probleme vermeidbar - durch gründliche Vorbereitung, realistische Einschätzungen und professionelle Begleitung.

Meine wichtigsten Erfolgstipps: Starten Sie die MBO-Vorbereitung mindestens 18 Monate vor dem geplanten Closing. Holen Sie sich erfahrene Berater an Bord. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und Ihren Kapitalpartnern. Und vergessen Sie nie: Ein MBO ist nicht nur eine Transaktion, sondern der Beginn Ihrer unternehmerischen Reise.

Sie denken über einen Management Buyout nach und möchten die typischen Fallstricke von vornherein vermeiden? Gemeinsam entwickeln wir eine maßgeschneiderte MBO-Strategie, die Ihren unternehmerischen Traum Wirklichkeit werden lässt - ohne die typischen Irrtümer und mit maximalen Erfolgschancen.

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