Due Diligence richtig strukturieren: Zeitplanung und Umfang festlegen
Sie planen den Kauf oder Verkauf eines Unternehmens? Dann wird eine Due Diligence – die sorgfältige Prüfung des Unternehmens – ein entscheidender Schritt in diesem Prozess sein. Eine gut strukturierte Due Diligence kann den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Transaktion und einem kostspieligen Fehlschlag ausmachen.
Doch häufig wird dieser wichtige Prozess unzureichend geplant. Unternehmer unterschätzen den Zeitaufwand, den Umfang oder die nötige Vorbereitung. Dies führt zu Verzögerungen, Frustration und manchmal sogar zum Scheitern der gesamten Transaktion.
In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie eine Due Diligence richtig strukturieren. Besonders wichtig sind dabei zwei Aspekte: die realistische Zeitplanung und die sinnvolle Festlegung des Prüfungsumfangs.
Grundlagen der Due Diligence
Due Diligence bedeutet übersetzt "gebührende Sorgfalt" und bezeichnet die umfassende Prüfung eines Unternehmens vor einer Transaktion. Käufer wollen wissen, was sie kaufen – und Verkäufer sollten vorbereitet sein auf das, was geprüft wird.
Definition und Zweck
Eine Due Diligence dient dazu, Chancen und Risiken eines Unternehmens transparent zu machen. Sie schafft Vertrauen zwischen den Parteien und bildet die Grundlage für die finale Kaufentscheidung und Preisfindung.
Verschiedene Arten der Due Diligence
Je nach Fokus unterscheiden wir verschiedene Bereiche:
- Finanzielle Due Diligence: Prüfung der Finanzzahlen, Ertragsquellen und finanziellen Risiken
- Rechtliche Due Diligence: Überprüfung von Verträgen, Rechtsstreitigkeiten und Compliance
- Steuerliche Due Diligence: Analyse der Steuerrisiken und -strukturen
- Operationelle Due Diligence: Untersuchung der Geschäftsprozesse und operativen Stärken/Schwächen
- Technische Due Diligence: Bewertung von Technologien, Anlagen und IP-Rechten
- Kulturelle Due Diligence: Analyse der Unternehmenskultur und Personalstruktur
Typische Beteiligte
An einer Due Diligence sind in der Regel beteiligt:
- Das Managementteam des Zielunternehmens
- Das Transaktionsteam des Käufers
- Externe Berater (Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Steuerberater, Branchenexperten)
- M&A-Berater wie wir von ExitBuddies, die den Prozess koordinieren
Einbindung in den Gesamtprozess
Nach den ersten Verhandlungen und dem Abschluss eines Letter of Intent beginnt typischerweise die Due Diligence-Phase. Wie ich in meinem Artikel zum Letter of Intent erkläre, sollte der LoI bereits einen ersten Zeitplan für die Due Diligence enthalten. Dies schafft Klarheit für beide Seiten und verhindert unliebsame Überraschungen.
Zeitplanung der Due Diligence
Eine realistische Zeitplanung ist entscheidend. In meiner Erfahrung aus über 80 Firmenverkäufen ist eine falsche Zeiteinschätzung einer der häufigsten Gründe für Frustration im Transaktionsprozess.
Typische Dauer verschiedener Due-Diligence-Arten

Die Dauer variiert stark je nach Komplexität und Unternehmensgröße:
- Kleine Unternehmen (bis 5 Mio. € Umsatz): 2-4 Wochen
- Mittelständische Unternehmen: 4-8 Wochen
- Große oder komplexe Unternehmen: 2-6 Monate
Dabei benötigen einzelne Bereiche unterschiedlich viel Zeit:
- Finanzielle Due Diligence: Oft am zeitintensivsten (30-40% der Gesamtzeit)
- Rechtliche Due Diligence: Abhängig von der Vertragslage (20-30%)
- Operationelle Due Diligence: Stark branchenabhängig (15-25%)
Einflussfaktoren auf die Zeitplanung
Folgende Faktoren beeinflussen die benötigte Zeit:
- Unternehmensgröße: Mehr Standorte, Mitarbeiter und Kunden bedeuten mehr Prüfungsaufwand
- Branchenkomplexität: Regulierte Branchen (z.B. Pharma, Finanzdienstleistungen) erfordern umfangreichere Prüfungen
- Datenqualität: Gut vorbereitete Unterlagen beschleunigen den Prozess erheblich
- Internationale Aspekte: Niederlassungen im Ausland verlängern die Prüfung
- Anzahl der Prüfer: Mehr Ressourcen können die Gesamtdauer verkürzen
Phasen der Due Diligence
Ein strukturierter Due-Diligence-Prozess umfasst typischerweise:
- Vorbereitungsphase (1-2 Wochen):
- Umfang festlegen
- Checklisten erstellen
- Team zusammenstellen
- Datenraum einrichten
- Durchführungsphase (2-8 Wochen):
- Dokumentenprüfung
- Management-Interviews
- Standortbesichtigungen
- Analyse und Bewertung
- Berichtsphase (1-2 Wochen):
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Identifikation von Deal-Breakern und Risiken
- Bewertungsimplikationen
- Abschlussbericht
Realistische Zeitplanung erstellen
Bei ExitBuddies nutzen wir folgende Methode zur Zeitplanung:
- Bottom-up Planung: Jeder Bereich schätzt seinen Zeitbedarf
- Pufferzeiten einplanen: 20-30% zusätzliche Zeit für Unvorhergesehenes
- Abhängigkeiten identifizieren: Welche Bereiche bauen aufeinander auf?
- Kritischen Pfad bestimmen: Welche Elemente beeinflussen die Gesamtdauer am stärksten?
- Meilensteine definieren: Zwischenziele und Statusmeetings festlegen
Häufige Zeitfallen vermeiden
Typische Zeitfallen sind:
- Zu optimistische Planung ohne Puffer
- Unzureichende Vorbereitung der Daten
- Fehlende Ressourcen beim Verkäufer zur Beantwortung von Nachfragen
- Unterschätzte Komplexität in Schlüsselbereichen
- Schlechte Koordination zwischen verschiedenen Prüfungsteams
Umfang der Due Diligence festlegen
Die zweite große Herausforderung ist die richtige Festlegung des Prüfungsumfangs. Hier gilt es, die Balance zwischen Gründlichkeit und Effizienz zu finden.
Abwägung zwischen Vollständigkeit und Effizienz
Eine Due Diligence soll alle wichtigen Risiken identifizieren – aber nicht in endlosen Details versinken. In der Praxis ist es unmöglich, jedes Detail zu prüfen. Stattdessen brauchen Sie einen strukturierten Ansatz zur Priorisierung.
Risikobasierter Ansatz
Bei ExitBuddies empfehlen wir einen risikobasierten Ansatz:
- Identifikation der Werttreiber: Was macht das Unternehmen wertvoll?
- Risikoanalyse: Wo liegen potenzielle Problemfelder?
- Fokus auf Wesentliches: Konzentration auf die größten Werte und Risiken
- Stichproben statt Vollprüfung: Bei homogenen Bereichen
Checklisten-Beispiele
Für verschiedene Bereiche sollten spezifische Checklisten erstellt werden, z.B.:
Finanzielle Due Diligence:
- Jahresabschlüsse der letzten 3-5 Jahre
- Management-Berichte und Controlling-Daten
- Umsatz- und Kostenanalysen nach Kunden/Produkten
- Working Capital-Analyse
- Investitionsplanung
Rechtliche Due Diligence:
- Gesellschaftsverträge und Protokolle
- Wesentliche Verträge (Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter)
- Immobilien und Mietverträge
- Gewerbliche Schutzrechte
- Rechtsstreitigkeiten
Anpassung an die spezifische Transaktion
Der Umfang sollte immer an die spezifische Situation angepasst werden:
- Strategischer Käufer: Fokus auf Synergien und Integration
- Finanzinvestor: Stärkerer Fokus auf Finanzkennzahlen und Wachstumspotenzial
- Asset Deal vs. Share Deal: Unterschiedliche rechtliche Schwerpunkte
- Branchenspezifika: Z.B. bei IT-Unternehmen stärkerer Fokus auf Technologie und IP
Abstimmung mit allen Beteiligten
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die klare Abstimmung des Umfangs zwischen:
- Käufer und Verkäufer
- Verschiedenen Prüfungsteams
- Externen Beratern und internen Teams
Diese Abstimmung sollte schriftlich festgehalten werden, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.
Praktische Tipps für die Umsetzung
Mit der richtigen Vorbereitung läuft die Due Diligence deutlich effizienter ab.
Aufbau eines Due-Diligence-Datenraums
Ein gut strukturierter Datenraum ist das Herzstück der Prüfung:
- Digitaler Datenraum: Heute Standard, ermöglicht parallelen Zugriff und Nachverfolgung
- Klare Struktur: Logische Ordnerstruktur nach Prüfungsbereichen
- Dokumentenindex: Übersicht aller enthaltenen Dokumente
- Zugriffsrechte: Gestaffelte Rechte je nach Sensibilität
Kommunikation zwischen den Parteien
Etablieren Sie klare Kommunikationswege:
- Benannte Ansprechpartner je Bereich
- Regelmäßige Status-Meetings (wöchentlich)
- Formalisierter Prozess für Nachfragen (Q&A)
- Zentrale Dokumentation aller Kommunikation
Management der Informationsflüsse
Der Informationsfluss sollte kontrolliert ablaufen:
- Koordinator für jede Seite (Käufer/Verkäufer)
- Priorisierung von Anfragen nach Wichtigkeit
- Tracking offener Punkte und Nachfragen
- Management der Vertraulichkeit sensibler Informationen
Umgang mit kritischen Erkenntnissen
Wenn kritische Punkte entdeckt werden:
- Frühzeitige Kommunikation an Entscheidungsträger
- Einschätzung der Auswirkungen auf den Deal
- Entwicklung von Lösungsansätzen (z.B. Garantien, Kaufpreisanpassungen)
- Bei Deal-Breakern: Sachliche Kommunikation und geordneter Prozess
Dokumentation der Ergebnisse
Alle Ergebnisse sollten systematisch dokumentiert werden:
- Bereichsspezifische Teilberichte
- Gesamtbericht mit Executive Summary
- Risikoliste mit Bewertung und Handlungsempfehlungen
- Auswirkungen auf Kaufvertrag und Garantien
Fallstricke und wie man sie vermeidet
Aus meiner Erfahrung bei ExitBuddies kann ich vor einigen typischen Fallstricken warnen.
Typische Fehler bei der Zeitplanung
- Zu enge Zeitplanung: Führt zu Oberflächlichkeit oder Verzögerungen
- Vernachlässigung von Abhängigkeiten: Manche Bereiche können erst nach Abschluss anderer geprüft werden
- Fehlende Puffer: Unvorhergesehenes passiert immer
- Unterschätzung der Ressourcenbindung: Besonders beim Verkäufer, der gleichzeitig das operative Geschäft führen muss
Häufige Probleme bei der Umfangsbestimmung

- "Boiling the ocean": Zu breiter Fokus ohne Priorisierung
- Unklare Abgrenzung: Fehlende Definition, was genau geprüft werden soll
- Ignorieren wichtiger Bereiche: Oft werden "weiche" Faktoren wie Unternehmenskultur übersehen
- Fehlende Anpassung: Standardchecklisten ohne Anpassung an die spezifische Situation
Erfahrungen aus der Praxis
In den über 80 Firmenverkäufen, die ich bei ExitBuddies begleitet habe, haben sich einige Muster herauskristallisiert:
- Je besser die Vorbereitung des Verkäufers, desto schneller und reibungsloser die Due Diligence
- Transparenter Umgang mit Problemen schafft Vertrauen und führt seltener zum Abbruch
- Professionelle Moderation des Prozesses verhindert Eskalationen bei Meinungsverschiedenheiten
- Gute Strukturierung von Anfang an spart oft Wochen an Prüfungszeit
Reaktion auf unerwartete Entwicklungen
Selbst bei bester Planung können unerwartete Situationen eintreten:
- Flexiblen Eskalationsprozess einrichten: Wer entscheidet bei Problemen?
- Priorisierungssystem: Was muss sofort geklärt werden, was kann warten?
- Regelmäßige Neubewertung: Bei größeren Entdeckungen Umfang und Zeitplan anpassen
- Offene Kommunikation: Probleme frühzeitig ansprechen, nicht verschleppen
Fazit: Der Weg zur erfolgreichen Due Diligence
Eine erfolgreiche Due Diligence basiert auf drei Säulen: realistische Zeitplanung, fokussierter Prüfungsumfang und professionelle Durchführung. Bei ExitBuddies haben wir dafür einen strukturierten Prozess entwickelt, der diese Faktoren optimal verbindet.
Die Investition in eine gute Planung zahlt sich mehrfach aus: durch schnellere Abwicklung, geringere Kosten und vor allem durch die Vermeidung böser Überraschungen nach dem Kauf.
Besonders wichtig ist der richtige Balance zwischen Gründlichkeit und Effizienz. Nicht alles, was geprüft werden kann, muss auch geprüft werden – entscheidend ist der Fokus auf die wesentlichen Wert- und Risikotreiber.
Haben Sie Fragen zur Strukturierung Ihrer Due Diligence oder benötigen Sie Unterstützung bei einem anstehenden Unternehmenskauf oder -verkauf? Vereinbaren Sie ein unverbindliches kostenloses Erstgespräch mit mir. Ich freue mich darauf, Ihre individuellen Anforderungen zu besprechen und Sie auf dem Weg zu einer erfolgreichen Transaktion zu unterstützen.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert eine Due Diligence typischerweise?
Die Dauer variiert stark je nach Unternehmensgröße und Komplexität. Für kleinere Mittelständler sollten Sie mit 4-8 Wochen rechnen, bei größeren oder komplexeren Unternehmen können es auch 3-6 Monate sein. Entscheidend für die Dauer ist auch die Qualität der vorbereiteten Unterlagen und die Reaktionsgeschwindigkeit bei Nachfragen.
Welche Bereiche sollte eine Due Diligence mindestens umfassen?
Als Minimum sollten die finanziellen, rechtlichen und operativen Aspekte geprüft werden. Je nach Branche und Unternehmen können weitere Schwerpunkte wie IT, Umweltrisiken oder Compliance hinzukommen. Der genaue Umfang sollte anhand der spezifischen Risiken und Werttreiber des Unternehmens festgelegt werden.
Wer ist für die Durchführung der Due Diligence verantwortlich - Käufer oder Verkäufer?
Die Due Diligence wird vom Käufer durchgeführt und verantwortet. Der Verkäufer ist jedoch für die Bereitstellung der notwendigen Informationen und Unterlagen zuständig. Eine gute Vorbereitung des Verkäufers kann den Prozess erheblich beschleunigen und verbessert oft das Transaktionsergebnis.
Wie kann ich mich als Verkäufer optimal auf eine Due Diligence vorbereiten?
Die beste Vorbereitung ist eine "Vendor Due Diligence" - also eine vorausschauende Selbstprüfung. Stellen Sie alle relevanten Dokumente zusammen, identifizieren Sie potenzielle Problembereiche und bereiten Sie Erklärungen oder Lösungsansätze vor. Richten Sie einen strukturierten Datenraum ein und stellen Sie sicher, dass Ihr Management-Team für Nachfragen verfügbar ist.
Was passiert, wenn in der Due Diligence kritische Probleme entdeckt werden?
Kritische Erkenntnisse führen nicht automatisch zum Abbruch der Transaktion. Oft können Lösungen gefunden werden, etwa durch Anpassungen im Kaufvertrag, spezifische Garantien oder Kaufpreisanpassungen. Entscheidend ist die transparente Kommunikation. Nur bei fundamentalen Problemen, die das Geschäftsmodell in Frage stellen, kommt es typischerweise zum Abbruch.