Management Buyout Bewertung: So finden Sie den fairen Kaufpreis für Ihr MBO
Als Johannes Clauss von ExitBuddies erlebe ich immer wieder denselben Moment: Das Management-Team ist vom eigenen Unternehmen überzeugt, der Eigentümer nennt seine Preisvorstellung – und plötzlich klafft eine Lücke von mehreren Millionen Euro. Die Management Buyout Bewertung ist oft der kritischste Punkt im gesamten MBO-Prozess.
Warum fallen MBO-Bewertungen typischerweise 10-20% niedriger aus als bei strategischen Käufern? Das Management kennt das Unternehmen intimGreen – inklusive aller Risiken und versteckten Herausforderungen, die externe Käufer möglicherweise übersehen. Diese Transparenz führt zu realistischeren, aber oft niedrigeren Bewertungen.
Eine faire Bewertung ist entscheidend für den Erfolg: Sie muss dem Verkäufer gerecht werden, für das Management finanzierbar sein und Finanzierungspartner überzeugen. Alle wichtigen Aspekte eines Management Buyouts, einschließlich Finanzierung und Prozessablauf, finden Sie in unserem umfassenden MBO-Ratgeber.
Die 4 wichtigsten Bewertungsmethoden für MBOs

1. Multiple-Bewertung
Die EBITDA Multiple MBO-Bewertung dominiert den deutschen Mittelstand. Typische Multiples liegen zwischen 4-8x EBITDA, abhängig von Branche, Größe und Wachstum.
Rechenbeispiel: Ein Maschinenbauunternehmen mit 2,5 Mio. € EBITDA und einem branchenüblichen 5,5x Multiple erreicht einen Enterprise Value von 13,75 Mio. €. Abzüglich Nettofinanzverbindlichkeiten von 1,5 Mio. € ergibt sich ein Equity Value (Kaufpreis) von 12,25 Mio. €.
Vorteile: Schnell, marktüblich, einfach zu kommunizieren. Nachteile: Berücksichtigt keine unternehmensspezifischen Faktoren oder Zukunftspotenziale.
2. DCF-Bewertung (Discounted Cash Flow)
Die DCF Bewertung Management Buyout ist besonders relevant bei Unternehmen mit stark schwankenden Ergebnissen oder besonderen Wachstumspotenzialen. Zukünftige Cashflows werden mit einem angemessenen Zinssatz (WACC) auf den heutigen Wert diskontiert.
Rechenbeispiel: Ein Software-Unternehmen prognostiziert 5 Jahre mit durchschnittlich 3 Mio. € freiem Cashflow und einem Terminal Value von 25 Mio. €. Bei einem WACC von 8% errechnet sich ein Unternehmenswert von etwa 22 Mio. €.
Vorteile: Berücksichtigt Zukunftsprognosen, detaillierte Analyse. Nachteile: Hochsensitiv bei Annahmenänderungen, komplexer.
3. Asset-basierte Bewertung
Der Management Buyout Substanzwert spielt bei vermögensintensiven Unternehmen eine wichtige Rolle. Besonders relevant bei Immobilien-, Produktions- oder Handelsunternehmen mit erheblichen materiellen Werten.
Rechenbeispiel: Ein Logistikunternehmen verfügt über Immobilien im Wert von 8 Mio. €, Fahrzeuge für 4 Mio. € und sonstige Anlagen für 2 Mio. €. Der bereinigte Substanzwert von 14 Mio. € bildet die Wertuntergrenze, auch wenn das operative Geschäft nur 6x EBITDA (9 Mio. €) rechtfertigen würde.
Vorteile: Wertuntergrenze, wichtig bei Asset-Deals. Nachteile: Berücksichtigt nicht die Ertragskraft.
4. Vergleichbare Transaktionen
Vergleichbare MBO Transaktionen liefern marktbasierte Bewertungsanker. Dabei werden ähnliche Unternehmen derselben Branche und Größenordnung analysiert, die kürzlich im Rahmen von MBOs verkauft wurden.
Rechenbeispiel: Drei ähnliche IT-Dienstleister wurden in den letzten 18 Monaten zu 6,2x, 5,8x und 6,5x EBITDA verkauft. Der Median von 6,2x dient als Orientierung für die eigene Bewertung.
Vorteile: Marktbasiert, berücksichtigt aktuelle Marktbedingungen. Nachteile: Vergleichbare Transaktionen oft schwer zu finden, Informationen nicht immer verfügbar.
MBO-spezifische Bewertungsfaktoren
MBO-Bewertungen unterscheiden sich in mehreren Punkten von strategischen Verkäufen:
Der Management-Discount entsteht, weil das interne Management alle Risiken und Herausforderungen kennt – von der schwierigen Kundenbeziehung bis zur veralteten IT-Infrastruktur. Diese Transparenz führt zu vorsichtigeren Bewertungen. Gleichzeitig kann ein Management-Premium entstehen, wenn das Team überdurchschnittliche Wachstumspläne glaubhaft vermitteln kann.
Die Due Diligence verläuft beim Management anders: Weniger böse Überraschungen, aber auch weniger Optimismus bei Synergiepotenzialen. Finanzinvestoren schätzen diese Vorhersagbarkeit und akzeptieren oft moderate Bewertungen.
Earn-Out-Strukturen spielen bei der MBO Earn-Out Bewertung eine zentrale Rolle. Sie überbrücken Bewertungslücken und schaffen Win-Win-Situationen.
Praxisbeispiel: Ein Handelsbetrieb mit 15 Mio. € Umsatz und 1,8 Mio. € EBITDA. Der Eigentümer wollte 12 Mio. €, das Management sah den Wert bei 9 Mio. €. Lösung: 9 Mio. € Basiskaufpreis plus Earn-Out von bis zu 3 Mio. € bei Erreichen definierter Meilensteine über drei Jahre. Wie Sie diese Bewertung optimal finanzieren, erfahren Sie in unserem Artikel zur MBO-Finanzierung.
Die Finanzierungsstruktur beeinflusst den möglichen MBO Kaufpreis erheblich. Je höher der Fremdkapitalanteil, desto niedriger muss oft die Bewertung ausfallen, um die Verschuldungskapazität nicht zu überschreiten.
5 Tipps für eine faire MBO-Bewertung
- Mehrere Bewertungsansätze parallel nutzen: Kombinieren Sie Multiple-, DCF- und Asset-basierte Ansätze. Die Bandbreite der Ergebnisse zeigt realistische Bewertungsspannen auf. Bei großen Abweichungen sollten Sie die Annahmen überprüfen.
- Externe Bewertungsexperten hinzuziehen: Ein unabhängiger Gutachter bringt Objektivität und Glaubwürdigkeit. Besonders wichtig, wenn Finanzinvestoren beteiligt sind oder steuerliche Aspekte relevant werden.
- Vergleichbare MBO-Transaktionen analysieren: Sammeln Sie Marktdaten ähnlicher Transaktionen. Branchenverbände, M&A-Datenbanken oder spezialisierte Berater können hier weiterhelfen.
- Earn-Out-Strukturen als Brücke nutzen: Bei Bewertungslücken können erfolgsabhängige Kaufpreiskomponenten beide Seiten zufriedenstellen. Wichtig: Klare, messbare Kriterien definieren.
- Langfristige Wertentwicklung berücksichtigen: Ein heute niedriger erscheinender Preis kann fair sein, wenn das Management langfristig größeren Wert schaffen kann. Die MBO-Bewertungsmethoden sollten auch das Entwicklungspotenzial reflektieren.
Weitere Tipps zur Unternehmensbewertung im Mittelstand und zur Due Diligence Vorbereitung finden Sie in unseren Fachartikeln.
Fazit: Faire Bewertung als Fundament
Eine professionelle Management Buyout Bewertung kombiniert verschiedene Ansätze und berücksichtigt MBO-spezifische Faktoren. Entscheidend ist nicht die höchste, sondern die fairste Bewertung – eine, die für alle Beteiligten nachvollziehbar und finanzierbar ist.
MBO-Multiple zwischen 4-7x EBITDA sind im deutschen Mittelstand üblich, aber individuelle Faktoren können erheblich davon abweichen. Die Finanzierungsstruktur, Earn-Out-Komponenten und die langfristige Wertentwicklung müssen in die Management Buyout Preisfindung einfließen.
Für eine umfassende Darstellung aller MBO-Aspekte empfehlen wir unseren detaillierten Management Buyout Guide, der auch Finanzierung, Prozessablauf und rechtliche Strukturierung behandelt.
Sie planen einen Management Buyout und benötigen eine professionelle Unternehmensbewertung? Vereinbaren Sie ein kostenloses Erstgespräch, in dem wir den fairen Wert Ihres Unternehmens ermitteln und eine realistische Bewertungsspanne definieren.
Aktuelle Bewertungsstandards und -methodik finden Sie in den IDW-Bewertungsstandards und den DVFA-Bewertungsrichtlinien der deutschen Finanzanalysten-Vereinigung.