Secondary Buyout: Wenn Private Equity von Private Equity kauft

Secondary Buyout: Wenn Private Equity von Private Equity kauft

Als Johannes Clauss von ExitBuddies habe ich in den letzten Jahren eine fundamentale Verschiebung im Private Equity-Markt beobachtet: Secondary Buyouts sind vom Nischensegment zum dominierenden Exit-Kanal geworden. Heute machen PE zu PE Verkäufe bereits 40% aller Private Equity-Exits aus – Tendenz stark steigend.

Das Phänomen ist simpel erklärt: PE-Fonds A verkauft sein Portfolio-Unternehmen an PE-Fonds B. Doch dahinter verbirgt sich eine hochkomplexe Dynamik aus Fund-Zyklen, Investitionsdruck und strategischen Überlegungen, die 2025 zur perfekten Konstellation für Secondary Buyout Deutschland führt.

Secondary Buyouts sind ein zentraler Trend im aktuellen Private Equity-Boom. Einen umfassenden Überblick über alle treibenden Kräfte des PE-Marktes 2025, einschließlich der 2,6 Billionen USD Dry Powder-Problematik, finden Sie in unserer detaillierten Marktanalyse.

Die Faszination liegt in der Win-Win-Win-Situation: Verkäufer-PE realisiert Renditen für Limited Partners, Käufer-PE erwirbt erprobte Assets mit reduziertem Risiko, und das Portfolio-Unternehmen erhält frisches Kapital für die nächste Wachstumsphase. In der aktuellen Marktphase mit beispiellosem Investitionsdruck wird der Private Equity Exit via Secondary zur strategischen Notwendigkeit.

Was sind Secondary Buyouts: Definition und Mechanik

Ein Secondary Buyout ist eine Fund to Fund Transaktion, bei der ein Private Equity-Fonds sein Portfolio-Unternehmen an einen anderen PE-Fonds verkauft. Diese Struktur unterscheidet sich fundamental von anderen Exit-Strategien: Anders als bei Trade Sales gibt es keine strategischen Synergien, anders als bei IPOs keine Börsenvolatilität, und anders als bei Management Buyouts keine Finanzierungsengpässe.

Die typische Struktur sieht folgendermaßen aus: PE-Fonds A (Verkäufer) hat das Unternehmen vor 4-7 Jahren erworben, operativ optimiert und steht nun vor dem Fund-Ende. PE-Fonds B (Käufer) sieht Potenzial für weitere Wertsteigerung durch Skalierung, internationale Expansion oder Buy-and-Build-Strategien.

Haltedauer-Logik ist entscheidend: PE-Fonds haben typische Laufzeiten von 8-10 Jahren, davon 3-5 Jahre Investitionsphase und 5-7 Jahre Exitphase. Fund-Zyklen schaffen natürlichen Verkaufsdruck bei älteren Fonds und Kaufdruck bei jüngeren Fonds mit frischem Kapital.

Management-Rollover ist Standard: Das Führungsteam rollt typischerweise 10-20% ihres Equity-Anteils in die neue Struktur und erhält zusätzliche Beteiligungsmöglichkeiten. Dies sichert Kontinuität und Motivation.

Praxisbeispiel: Ein deutsches Software-Unternehmen wechselte 2024 von einem 200-Millionen-Euro-Fonds zu einem 800-Millionen-Euro-Fonds für 150 Millionen Euro. Das Management rollte 15% über und erhielt 10% Fresh Equity am neuen Setup – optimale Incentivierung für die internationale Expansion.

Warum Secondary Buyouts boomen: Die treibenden Kräfte

Dry Powder-Überschuss von 2,6 Billionen USD weltweit erzeugt enormen Investitionsdruck. Laut aktuellem Bain Global Private Equity Report suchen PE-Fonds verzweifelt nach Investment-Opportunities, während gleichzeitig Portfolio-Aging zu Verkaufsdruck führt: 50% der PE-Portfolio-Unternehmen sind über 5 Jahre alt.

Limited Partner-Druck verschärft die Situation: Institutionelle Investoren fordern Distributions (DPI), da ihre PE-Allokationen durch nicht-realisierte Gewinne aufgebläht sind. Pensionsfonds und Versicherungen benötigen Liquidität und setzen ihre PE-Partner unter Exit-Druck.

Bewährte Assets machen Secondary Targets attraktiv: Diese Unternehmen sind bereits PE-optimiert, haben transparente Reporting-Strukturen und bewiesene Performance-Metriken. Due Diligence-Vorteile reduzieren Execution-Risiken erheblich.

Skalierungslogik treibt viele Secondary Buyouts: Größere Fonds übernehmen von kleineren Fonds, um internationale Expansion oder größere Akquisitionen zu finanzieren. Spezialisierung spielt ebenso eine Rolle – Sector-fokussierte Fonds übernehmen von Generalisten.

Value Creation 2.0 ermöglicht weitere Wertsteigerung: Während der erste PE-Eigentümer operative Effizienz optimierte, fokussiert der zweite auf Wachstumsfinanzierung und strategische Add-ons. Geografische Expansion wird möglich, wenn regionale Fonds an internationale Player verkaufen.

Die Statistiken sind eindeutig: Secondary Buyouts stiegen von 25% aller PE-Exits in 2020 auf 40% in 2024. Bei Mid-Market-Deals liegt der Anteil sogar bei 45%.

Vorteile für alle Beteiligten: Win-Win-Win-Situation

Verkäufer-PE-Fonds realisieren bewiesene Renditen für ihre Limited Partners und können neue Fonds aufsetzen. Ein erfolgreicher Exit mit 3-5x Multiple öffnet Türen für größere Nachfolgefonds. Liquidität ermöglicht neue Investments im Sweet Spot der Fund-Laufzeit.

Käufer-PE-Fonds erwerben erprobte Assets mit reduziertem Execution-Risiko. Diese Unternehmen haben PE-Strukturen, professionelle Governance und bewiesene Skalierbarkeit. Private Equity Rollover des Managements sichert Kontinuität.

Portfolio-Unternehmen profitieren von Kontinuität plus neuen Wachstumsimpulsen. Bewährte PE-Strukturen bleiben erhalten, während frisches Kapital neue Möglichkeiten eröffnet. Management behält bekannte Arbeitsweise und erhält zusätzliche Beteiligungschancen.

Spezialisierungs-Synergien entstehen durch Sector-Expertise: Ein Tech-spezialisierter Fonds kann einem Generalisten-Portfolio mehr Wert hinzufügen. Buy and Build PE-Strategien ermöglichen Add-on-Akquisitionen mit größerem Kapital.

Skalierungseffekte durch größere Fonds: Internationale Expansion, die für 200-Millionen-Fonds unrealistisch war, wird für 1-Milliarden-Fonds Standard. Zeitvorteile beschleunigen Transaktionen durch bekannte Strukturen und etablierte Due Diligence.

Erfolgsbeispiel: Ein deutsches Industrieunternehmen steigerte nach Secondary Buyout den Umsatz von 80 auf 300 Millionen Euro durch 6 Add-on-Akquisitionen. Der erste PE-Fonds realisierte 4,2x Return, der zweite plant IPO mit angestrebtem 3,8x Multiple.

Typische Renditen bei Secondary vs. Primary Buyouts zeigen interessante Muster: Secondary Buyouts erzielen durchschnittlich 2,8x Multiple vs. 3,2x bei Primary Buyouts, aber mit deutlich reduziertem Risiko und kürzeren Hold-Perioden.

Bewertung und Strukturierung: Besonderheiten bei Secondary Buyouts

Bewertungsmethoden bei Secondary Buyouts berücksichtigen bereits realisierte Optimierungen: Multiple-Expansion durch Operational Excellence ist oft ausgeschöpft, zukünftige Wertsteigerung muss durch Wachstumsstrategien kommen. EBITDA-Normalisierung wird komplexer, da PE-typische Optimierungen bereits implementiert sind.

Management-Beteiligung strukturiert sich anders: Rollover vs. Fresh Equity erfordert komplexe Bewertungsverhandlungen. Typische Strukturen: 10-20% Rollover des bestehenden Management-Equity plus 5-15% Fresh Equity im neuen Setup.

Verkäufer-Garantien sind bei PE-Verkäufern deutlich reduziert: Professionelle Verkäufer geben weniger umfassende Warranties als Unternehmer-Verkäufer. Earn-Out-Strukturen sind seltener, da PE-Fonds saubere Exits bevorzugen.

Due Diligence profitiert von PE-Standards: Transparente Finanzreporting, etablierte KPIs und professionelle Datenräume beschleunigen den Prozess. Competitive Auctions sind Standard und treiben Bewertungen nach oben.

Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) dokumentiert typische Multiple-Ranges: Software 12-18x EBITDA, Healthcare 8-12x EBITDA, Industrials 6-10x EBITDA. Secondary Buyouts erzielen typischerweise 90-95% der Primary-Bewertungen.

Leverage-Optimierung nutzt verbesserte Kreditkonditionen: Neue Debt-Strukturen können Total Returns um 50-100 Basispunkte steigern. PE Investment Exit-Strukturierung wird zunehmend komplex.

Herausforderungen und Risiken: Was schiefgehen kann

Multiple-Kompression ist das größte Risiko: Überhöhte Einstiegsbewertungen bei Competitive Auctions können zukünftige Returns limitieren. Value Creation-Erschöpfung tritt auf, wenn operative Optimierungspotenziale bereits ausgeschöpft sind.

Management-Fatigue entwickelt sich bei multiplen PE-Zyklen: Führungsteams können durch wiederholte Due Diligence-Prozesse, neue Reportingstandards und veränderte Governance-Strukturen erschöpft werden. Kulturelle Integration unterschiedlicher PE-Philosophien kann Reibungen erzeugen.

Markt-Timing wird bei längeren Haltedauern kritisch: Zyklische Branchen können bei ungünstigem Exit-Timing Value vernichten. Competitive Pressure in Auktionsprozessen führt zu Überbietung und reduzierten Returns.

Leverage-Risiken steigen bei aggressiver Finanzierung: Höhere Debt/EBITDA-Ratios können bei Marktabschwüngen zu Distressed-Situationen führen.

Eine Studie der London Business School zu Secondary-Buyout-Performance zeigt: 15% der Secondary Buyouts scheitern an unrealistischen Bewertungen oder erschöpften Value Creation-Potenzialen.

Gescheitertes Beispiel: Ein deutscher Automotive-Zulieferer wechselte 2019 für das 14-fache EBITDA zwischen PE-Fonds – zu hoch bewertet für eine bereits optimierte Struktur. Nach COVID-19-Impact konnte keine weitere Wertsteigerung realisiert werden.

Risikominimierung erfordert professionelle Strukturierung: Realistische Bewertungen, konservative Leverage und klare Value Creation-Roadmaps sind essentiell.

Fazit: Secondary Buyouts als neuer PE-Standard

Secondary Buyouts haben sich vom Ausnahmefall zum dominierenden PE Exit Strategie entwickelt. Die Kombination aus Dry Powder-Überschuss, Portfolio-Aging und Limited Partner-Druck macht PE Portfolio Exit via Secondary zur strategischen Notwendigkeit.

Prognose: Secondary Buyouts werden bis 2027 50% aller PE-Exits ausmachen. Secondary Market PE professionalisiert sich durch spezialisierte Funds und standardisierte Prozesse. PE Fund Zyklen werden zunehmend auf Secondary-Exits ausgerichtet.

Empfehlungen für PE-Portfolio-Unternehmen: Frühe Vorbereitung auf Secondary-Prozesse, Optimierung der Management-Incentivierung und klare Growth Stories für potenzielle Käufer entwickeln.

Die Private Equity Wertsteigerung durch Secondary Buyouts zeigt: Professionell strukturierte Fund Exit Private Equity-Transaktionen schaffen Wert für alle Beteiligten. In der aktuellen Marktphase sind Secondary Buyouts oft die einzige realistische Exit-Option für gealterte PE-Portfolios.

Der PE Sekundärmarkt wird zur kritischen Infrastruktur des Private Equity-Ökosystems – wer diese Mechanik nicht versteht, verpasst die wichtigsten Deal-Opportunities des Jahrzehnts.

Ihr Unternehmen steht vor einem Secondary Buyout oder Sie erwägen den Verkauf Ihres PE-Portfolio-Unternehmens? Als erfahrener M&A-Berater mit umfassender Private Equity-Expertise begleite ich Sie durch den kompletten Secondary-Buyout-Prozess. Vereinbaren Sie ein vertrauliches Gespräch, in dem wir Ihre optimale Secondary-Exit-Strategie entwickeln und die bestmögliche Bewertung realisieren.


Weiterführende Informationen: Bain Global Private Equity Report, Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und London Business School Private Equity Institute.

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